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Alle ins Gold! – Bogenschießen im Team und im Coaching

06. August 2024

Wenn Sie sich einen Bogenschützen oder eine Schützin vorstellen, welches Bild haben Sie dann vor Augen? Eher den sportlichen Aspekt mit einem Hightech-Bogen bei einem olympischen Wettkampf oder jemanden mit einem Holzbogen im Wald in einer abenteuerlichen Outdoorsituation? Vielleicht aber auch eher die/den Zen-Schützin/Schützen? Alle drei Aspekte können beim Bogenschießen vorkommen.

Sport und Spaß

Der sportliche Teil lässt sich beim Schießen nicht wegdenken, wenngleich die Leistungsorientierung bei einer Teamveranstaltung nicht im Vordergrund steht. Bogenschießen wird im Bereich der Team-Events häufig angeboten. Man schießt in der Regel auf Scheiben, manchmal mit Schießspielen. Das passt natürlich hervorragend, weil es viel Spaß macht, einen hohen Aufforderungscharakter hat und sowohl spannend als auch herausfordernd ist. Neben diesen Aspekten kann das Bogenschießen jedoch sehr viel mehr bieten. Was alles im Bogenschießen steckt soll hier beschrieben werden. 
 

Innere Ruhe und Fokussierung

Haben Sie vielleicht eher an die meditative Variante gedacht, müssen Sie dazu natürlich nicht gleich Buddhist werden. Grundsätzlich unterstütz das Bogenschießen unsere innere Ruhe. Es stärkt mental und kann in Verbindung mit dem Austausch über die Erfahrungen helfen, eingeschliffene kognitive Muster zu verändern und eine neue Perspektive auf das eigene Leben zu gewinnen. Der Bogen spiegelt direkt und mittelbar die eigene innere Verfasstheit wider.
Das Schießen gliedert sich in drei Phasen: Zunächst bereitet sich die schießende Person vor und beschäftigt sich mit dem persönlichen Stand. Danach kommen die Schießtechnik und der Schussablauf, in dem Energie auf den Pfeil gebracht wird. Abschließend kommt die Phase der Zielfokussierung, des Loslassens und der Entspannung. Jede dieser Phasen hält Themen für den Coaching- oder Teambuildingsprozess bereit.


Auseinandersetzung mit meinem Standpunkt

Bevor geschossen wird, beziehungsweise bevor das Ziel bestimmt wird, ist es hilfreich, sich über den eigenen Stand bewusst zu werden. An welchem Ort stehe ich? Wie stehe ich dort? Stehe ich stabil und mit beiden Beinen auf dem Boden? Bin ich gut vorbereitet? Ein guter Stand ist beim Bogenschießen die Voraussetzung für eine gute Technik und damit auch für ein gutes Ergebnis. Diese Grundidee lässt sich gut als Metapher für eine Auseinandersetzung mit einer Bilanz bezüglich meines aktuellen Standortes in meinem Leben nutzen. 


Schießtechnik und Schussablauf

Mit dem Bogenschießen wird erlebbar, was es bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein. Die schießende Person fokussiert sich auf den eigenen Körper, darauf den Bogen richtig zu gebrauchen, den Pfeil richtig einzulegen und Spannung aufzubauen, um Energie in die Absicht zu legen. Ein Schritt kommt nach dem anderen. Beim Pfeileinlegen macht es keinen Sinn, darüber nachzudenken, was passieren wird, wenn der Pfeil fliegt oder ob er das anvisierte Ziel treffen wird. 

Diese Besinnung auf den Moment fördert die Fokussiertheit. Für die schießende Person bietet jeder einzelne Schritt die Möglichkeit, durch Fokus Entspannung zu erleben. Jeder Schritt wird so gut wie möglich ausgeführt, aber immer mit voller Konzentration auf diesen Schritt. Eine zentrale Erkenntnis beim Bogenschießen kann es daher sein, dass wenn alle Schritte nacheinander erledigt wurden, die schießende Person 100% gegeben hat, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. 

Selbst wenn der Pfeil sein vorgesehenes Ziel nicht genau trifft, gibt es die beruhigende Gewissheit, dass nicht mehr zu tun gewesen wäre.
Die Verbindung der einzelnen Phasen des Schießens mit der Atmung fördert einen achtsamen Umgang, erhöht das Körperbewusstsein und verbindet dieses Bewusstsein mit der Tätigkeit.


Zielfokussierung, Loslassen und Entspannen

Genau den Punkt zu treffen, auf den gezielt wurde ist ein großartiges Erlebnis. Natürlich ist es wunderbar, wenn alle Pfeile auf der Scheibe im Zentrum - im Gold - landen. Abgesehen von einer guten Technik, ist es von zentraler Bedeutung, das Ziel auch wirklich bewusst wahrzunehmen und sich nur darauf zu konzentrieren. Es ist gar nicht so einfach, nicht die gesamte Scheibe im Blick zu haben, sondern wirklich nur einen winzig kleinen Punkt, in dem der Pfeil landen soll. Diese bewusste Wahrnehmung des Ziels beim Bogenschießen macht Teilnehmenden in der Regel deutlich, wie diffus und schnell ablenkbar im Alltag unsere Ziele erfasst werden. Das Bogenschießen macht absolut plausibel, dass ein Ziel nur sicher erreicht werden kann, wenn es bewusst und klar in den Blick genommen ist. 

 
Feedback

In einer 1-zu-1-Situation ist es beim Schießen die Aufgabe des Coaches, der schießenden Personen eine Rückmeldung zu ihrer Haltung oder zu ihrer Schießtechnik zu geben. In einer Team-Situation übernehmen diese Aufgabe die Kolleg:innen. Es werden Feedback-Teams gebildet: eine Person beobachtet die andere beim Schießen und umgekehrt. Danach findet jeweils ein Austausch über die Beobachtungen statt. Interessanterweise sieht man bei den anderen Problemen und Auffälligkeiten leichter. Das Beobachten hilft zum einen der Schulung der eigenen Wahrnehmung, unterstützt dann aber auch die Umsetzung in Bezug auf das eigene Handeln. Sie trainiert darüber hinaus das Feedback geben. In der Regel sind Beobachtungen, die beim Schießen spürbar werden, metaphorisch übertragbar auf persönliche Situationen im eigenen Alltag. D.h. im Umgang mit Pfeil und Bogen treten Muster zutage, die uns in anderen Lebensbereichen zu schaffen machen: “Ich komme nicht in meine Kraft” oder “Ich kann nicht gut loslassen” sind häufig genannte Beispiele für solche Muster. Genauso, wie sie uns im Alltag immer wieder begegnen – und unsere psychische Gesundheit massiv einschränken können – zeigen sie sich auch beim Bogenschießen. Durch das Auflösen dieser Muster beim Bogenschießen lernen wir Lösungsstrategien kennen, die wir dann auch auf andere Lebensbereiche übertragen können.

 

Dazu folgende drei Beispiele: 

Beim Bogenschießen ist es wichtig, sich im Oberkörper aufzurichten und eine Öffnung im Brustbereich herzustellen. Eine Schützin glaubt das zu tun, bleibt jedoch von außen betrachtet nach vorne in sich zusammengefaltet. Damit kann sie ihre Kraft und Energie nicht ausreichend nutzen. Die Rückmeldung und das Betrachten einer Videoaufnahme ihres Schussablaufs machen ihr ihre Körperhaltung erst deutlich. Für sie ist es ein Anlass, darüber nachzudenken, wie weit sie sich auch in ihrem Arbeitsalltag versteckt, unter ihrem Niveau und ihren Möglichkeiten bleibt.

Es ist hilfreich vor einem Schuss alles, was benötigt wird, optimal platziert zu haben. Stimmt der Bogen? Passen die Pfeile und liegen sie bereit? Stehe ich richtig? Habe ich ein klares Ziel? Bin ich fokussiert? Ein Teilnehmer gestaltet diesen Prozess eher fahrig. Entweder hat er den falschen Bogen oder die Pfeile passen nicht oder die Pfeile liegen so, dass er seinen Stand verlassen und dann wieder neu einnehmen muss, wenn er einen Pfeil geholt hat. D.h. bereits die Vorbereitung des Schusses ist unkonzentriert und chaotisch. Dieses Verhalten kann der Schießende nach der Rückmeldung auf seine Lebenssituation beziehen und bekommt eine Idee davon, dass die Zielerreichung durch ein solches Verhalten erschwert wird. 

Eine weiter Person ist kaum in der Lage, den Schuss zu lösen. Lange steht sie in der anstrengenden und kraftraubenden Position des vollen Auszugs und hält das aus. Der Kraftverlust führt dann zu einem ungenauen Schuss, wenn endlich ermüdet gelöst wird. Diese Situation tritt im Alltag der Person ebenfalls auf: immer, wenn eigentlich alles getan ist, um ein Thema oder Projekt abzuschließen kommt es zu minimal Änderungen, die das Ergebnis nicht verbessern, zeitliche Absprachen verschieben und enorm Kraft kosten.

Die beschriebenen Erfahrungen und die erarbeiteten Lösungen können im Körper spürbar und ein neues Verhalten im Körper verankert werden. Auf diesem Weg ist es möglich, einen Transfer in den Arbeitsalltag herzustellen.

Natur und Abenteuer

Bogenschießen ist auch beim Wandern möglich. Herausfordernde und flexible Schusspositionen können individuell gewählt werden. Vielleicht fordert Sie ein sehr weiter Schuss heraus, vielleicht auch eher ein naher Schuss auf ein kleines Objekt. Eventuell reizt es Sie aber auch eher, einen verstellten Schusskanal zu suchen, der zwischen Astgabeln und nah beieinanderstehenden Bäumen hindurchführt. 

Es stellt sich die Frage: Welche Schwierigkeit traue ich mir zu? Welche Situation macht mir Spaß? Welche Herausforderung fördert die Fokussierung? Und was haben diese Situationen metaphorisch mit meinem Alltag zu tun? 

Die Natur, der Wald, die frische Luft und die Bewegung außerhalb der üblichen Routen für Spaziergänge wecken Neugierde und Forschergeist. Es besteht die Möglichkeit, diese Veranstaltungen mit dem Thema Achtsamkeit, Stressmanagement und Gesundheitsmanagement zu verbinden und so eine Auszeit im anspruchsvollen Alltag zu genießen.

Vielleicht haben die Ausführungen Interesse geweckt, Bogenschießen in der einen oder anderen Form einmal einzusetzen.

Wir bieten Teamevents an, in denen das Erlernen der Schießtechnik und der Spaß im Vordergrund stehen.

Darüber hinaus sind weitere Formate möglich:

Einzelcoaching: In diesen Sitzungen wird natürlich der Umgang mit dem Bogen vermittelt. Jedoch liegt der Schwerpunkt der Beratung dann in der Bearbeitung individueller Themen, Stolpersteine und dysfunktionaler Muster. 

Teamentwicklung: Hier fördern wir Themen wir die Verankerung von Feedback, der Umgang mit Druck und Stressmanagement oder die Bilanzierung von Zielerreichung du Energieaufwand.

Schießspaziergang: Dies ist dann interessant, wenn es um die Schulung von Achtsamkeit und Abenteuerlust in der Natur geht.